Große Herausforderungen stehen ganz im Vordergrund

Flüchtlinge, Asylsuchende, Vertriebene. Menschliche und politische Lösungen für Menschen, die ihre Heimat verlassen, zu finden ist eine große Aufgabe. Die christlichen Kirchen laden dazu ein, gerade auch das mitmenschliche nicht zu vergessen.
Ich weiß von einer Frau, die, wie viele andere auch, am Ende des Weltkrieges als kleines Mädchen zusammen mit der Mutter und den Brüdern auf der Flucht vom Osten in den Westen war. Wenn diese inzwischen über 70 Jahre alte Frau die Bilder der Flüchtlinge im Jahre 2015 sieht, dann hat sie Mitleid, weil sie sich gut an ihre eigene Kindheitsgeschichte in aller Dramatik erinnern kann. Sie war entsetzt als sich eine Verwandte mit wenig Mitgefühl über die Flüchtlinge heute geäußert hat. „Weißt du nicht mehr, wie es uns damals erging? Kannst du dich nicht erinnern oder willst es nur nicht?“, so war die Reaktion.

Diese beiden Reaktionen von Annahme und Ablehnung gibt es dieser Tage sehr oft, wenn über dieses Thema gesprochen wird. Denken wir aber daran: Wir sprechen über Menschen und die müssen uns etwas wert sein. Menschen, die ihre Gründe haben, warum sie ihre Heimat verlassen und sich eine bessere, friedlichere und sichere neue Heimat suchen - und sei es nur, bis sie einmal zurück in ihre alte Heimat können.

Eine Statistik dazu sagt:
58% sind bereit Geld zu spenden.
57% wollen einen Flüchtling zum Essen einladen.
58 % würden einmal für sie einkaufen und den Einkauf bezahlen.
13% können sich vorstellen einen Flüchtling vorübergehend in ihrer Wohnung aufzunehmen.
53% würden bei Behördengängen begleiten, bis über einen Asylantrag entschieden ist.
54% sind bereit einmal in einem Flüchtlingsheim jemanden zu besuchen. (Quelle: Chrismon)

Alle Achtung: erstaunliche Zahlen. Oder lassen sich die Zahlen dadurch erklären, weil sie aus einer christlichen Publikation stammen? Zunächst einmal, so sagen es Psychologen, macht alles Fremde und Neue nicht unbedingt nur neugierig, sondern es können auch Ängste aufkommen. Alle die, die sich mit Entschiedenheit gegen einen menschlichen und mit einer Willkommenskultur geprägten Umgang mit diesen Menschen aussprechen, muss und soll man ernst nehmen. Tiefe Ängste werden ausgelöst, man könnte selber zu kurz kommen. Die Bewegung Pegida und Aussagen der AfD und mancher Politiker etablierter Parteien sprechen ja auch von Ängsten. Es geht darum, dass es den Politikern gelingt, diesen Ängsten zu begegnen, und zwar so, dass die Menschenwürde nicht auf der Strecke bleibt. Dass nicht noch mehr Menschen im Mittelmeer ersaufen. Das ist keine leichte Aufgabe und doch dürfen wir nicht vergessen, dass jeder einzelne dieser Flüchtenden und Hilfesuchenden ein Mensch ist. Und die Ärmsten der Armen, die Hilfe am Nötigsten haben, sind noch in ihrer Heimat, weil sie vor lauter Armut sich gar nicht auf den Weg machen können.

Vergessen wir sie nicht! In der fränkischen Schweiz liest man an manchen Häusern das Wort „Fremdenzimmer“.
Denken wir darüber nach.

Peter Herbert, Pfarrer in Unterleinleiter und Wüstenstein