Streitberg in Zeiten der Reformation

Dieser Artikel wurde auf der Grundlage der Schrift von Dieter Zöberlein „Zur Entstehung der Pfarrei Streitberg“ (Sonderdruck aus dem Archiv für Geschichte von Oberfranken, Bd.90) verfasst.

Urkundlich verbürgt ist, dass bereits 1459 ein Pfarrer in Streitberg gewirkt hat. Sein Name war Hans von Königsfeld. Er war für die Burgkapelle auf der Streitburg und die Kaplanei Niederfellendorf zuständig. Beide Ortschaften verband seit alter Zeit der „Gemeinbesitz“.

Bis 1469 gehörte Niederfellendorf zur Pfarrei Pretzfeld, danach zu Ebermannstadt, das mit zehn anderen Dörfern von Pretzfeld abgetrennt worden war. In Niederfellendorf stand damals eine Kirche, die der Heiligen Jungfrau Maria geweiht war. Die Marienfigur aus der Niederfellendorfer Kirche steht heute in der Kirche in Gasseldorf.

Im Jahr 1508 ging die Lehensherrschaft von Bamberg an die Markgrafen von Ansbach-Bayreuth bzw. deren Hauptmann Kunz Schott auf der Streitburg über. Das hatte zunächst keine gravierenden Auswirkungen auf die kirchlichen Verhältnisse. Dies änderte sich mit der Einführung der Reformation in der Markgrafschaft. Im Oktober 1526 fasste der markgräflichbrandenburgische Landtag in Ansbach einige Beschlüsse zur Reform des Kirchenwesens. „Das Evangelium solle lauter und rein gepredigt werden; die Messe könne weiterhin lateinisch gehalten werden, jedoch müsse die Epistel Deutsch vorgetragen werden. Während des Hochamtes soll Etliches in Deutsch gesungen werden. Außerdem sei auf verlangen die Taufe in Deutsch zuhalten. Die heiligen Sakramente sollten nicht, wie von den Lutheranern vertreten, in beiderlei Gestalt gereicht werden, aber gebührenfrei sein. Überhaupt sei das Lesen von Messen gegen Geld abträglich. Die Ohrenbeichte blieb erhalten, jedoch dürften die Priester keine Bußen in Form mehr verhängen.“ (Lang, Karl Heinrich, neues Geschichte des Fürstentums Baireuth, Göttingen, 1801).

Im März 1528 erfolgte ein weiterer Landtag, der sich mit der Frage der Reformation befasste. Dort wurde eine Visitation der Pfarreien im Oberland beschlossen. Sie hatte zur Folge, dass die Reformation künftig konsequenter umgesetzt werden sollte.

1529 fand ein Reichstag in Speyer statt. Dort protestierten die evangelischen Reichsstände, die in der Minderheit waren, gegen den Mehrheitsbeschluss der Katholiken. Protestantische Fürsten und Reichsstädte erklärten, dass sie in Glaubensfragen allein ihrem Gewissen folgen würden. Sie forderten eine ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens. Sechs Fürsten und 14 Städte bekannten sich dadurch zum ersten Mal öffentlich zu ihrem evangelischen Glauben. Seitdem wurden die Anhänger der Reformation als Protestanten bezeichnet. Fortan übernahm der Markgraf in unserer Gegend die Oberhoheit über die kirchlichen Angelegenheiten in seinem Gebiet.

1529/1530 wurde die Reformation in Streitberg und Muggendorf eingeführt. Die für Niederfellendorf zuständigen Kaplane wohnten bisher in Ebermannstadt. Der letzte katholische Kaplan weigerte sich den neuen Ritus einzuführen und wurde abgezogen.

Ab 1532 kann man davon ausgehen, dass die Kaplanei Niederfellendorf von Muggendorf aus versehen wurde. Dort wurde die Reformation 1532 durch Neubesetzung mit Pfr. Johannes Gruner aus Regensburg durchgeführt. Er war der erste Pfarrer, der den Priestereid auf den Markgrafen Georg ablegte. Schritt für Schritt wurde in der Folgezeit eine neue Gottesdienstordnung eingeführt. Die Zahl der deutschen Lieder im Gottesdienst wurde nach und nach erhöht. Lange blieben die Messgewänder als Kleidung des Pfarrers erhalten. Auch die Einzelbeichte wurde weiterhin praktiziert.

Trotz dieser Veränderungen wurde weiterhin zwischen dem Bischof von Bamberg und dem Markgrafen darum gestritten, wer die kirchliche Oberhoheit ausüben durfte. Im sogenannten Forchheimer Vertrag von 1538 wurden die territorialen Rechte zwischen Bamberg und Brandenburg endgültig festgelegt. Streitberg war markgräfliches Gebiet und erhielt 1508 die Oberhoheit über Niederfellendorf, Oberfellendorf, Störnhof… Der Markgraf war endgültig auch in Kirchenfragen entscheidend. Endgültig wurden die Fragen um die Oberhoheit im Augsburger Religionsfrieden von 1555 geklärt. Kurz vorher, 1553, zerstörten die Truppen des Markgrafen Albrecht II. die Burg Neideck. Im Gegenzug wurde die Streitburg von den „Bundesständischen“ aus Nürnberg und Forchheim erobert und gesprengt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Kirche in Niederfellendorf zerstört und eingeäschert.

Der Neubau einer neuen Kirche zögerte sich lange hinaus. Erst 1584 konnte der Kirchenneubau begonnen werden. Die Gotteshauspfleger Clauß Weißel und Andreas Haas, Schneider aus Streitberg, baten den Kastner des Markgrafen um die Anweisung zweier Sägebäume und von 18 kleinen Fichten für Herstellung der Kirchenbänke und Stühle.

1632 erfolgte ein Überfall der Kroaten im Dreißigjährigen Krieg, bei dem auch die Kirche schwer beschädigt wurde. 1657 bis 1659 erfolgten wieder größere Baumaßnahmen an der Kirche. Der Kirchturm wurde erneuert, die Mauer im Langhaus ausgebessert und mit zwei neuen Türen versehen. Die Dachbedeckung aus Schindeln erhielt eine rote Einfärbung.

Am 30. Januar 1717 wurde durch Einverständniserklärung des Markgrafen Georg Wilhelm Niederfellendorf zur Pfarrei erhoben. Der neuen Pfarrei wurden die bisher zur Filiale von Muggendorf gehörenden Ortschaften zugeordnet. Die Kirchengemeinde
zählte 1715 ca. 100 Haushalte, und somit ca. 500 bis 600 Einwohner. Der erste Pfarrer war Johann Pfaffenberger, er stammte aus Neudrossenfeld, studierte in Leipzig und wurde 1715 in Bayreuth ordiniert. 1723 folgte Pfr. Gottlieb Berner. Er versah die Pfarrei Niederfellendorf über 30 Jahre bis zu seinem Tod.

1747 war das Kirchlein in Niederfellendorf so marode, dass die Niederfellendorfer eine grundlegende Renovierung ins Auge fassten. 1750 gab das Konsistorium in Bayreuth auf Anordnung des Markgrafen Friedrich II. den Befehl, die baufällige Kirche zu Niederfellendorf durch Bauverständige besichtigen zu lassen. Sie befürworteten den Abriss der Kirche. In Streitberg wurde eine neue Kirche gebaut. Sie wurde 1757 eingeweiht.

Pfarrerin Ulrike Werner